Gestern morgen als ich aufstieg, machte ich mir noch mal ein paar Gedanken darüber, was ich bis jetzt erreicht habe.
Meine Angst jetzt zu scheitern und wieder bei Null zu beginnen war schon groß. Wenn ich jetzt den ganzen Tag zu hause sitzen würde, hätte ich wahrscheinlich alles vorher umsonst gemacht.
Ich wollte also unbedingt weiter machen.
Nach dem Frühstück gehe ich normal mit dem Hund laufen. Aber ich wollte ja auch eine Übungsfahrt machen. Ich beschloss in die nächste kleine Stadt zu fahren. Das ist nicht weit von uns weg. Höchstens 12 Minuten Fahrtzeit und doch macht mir es mehr Angst, als beispielsweise zu meinem Freund zu fahren (was ungefähr gleichlange dauert).
Ich habe es schon öfters geschafft dort hin zu fahren. Dennoch macht es mir immer wieder eine menge Angst. Möglicherweise hängt es mit den Ampeln zusammen. Wenn ich dort stehen bleiben muss kann ich nichts daran ändern, dann bekomme ich Panik nicht mehr frühzeitig Heim zu kommen. Auch der viele Verkehr wirkt sich nicht sehr beruhigend auf mich aus.
Trotzdem beschloss ich dort hinzufahren. Wenigstens bis zur ersten Möglichkeit zum Wenden.
Unsern Hund nahm ich gleich mit. Ich wollte auf dem Heimweg an einem Weg anhalten und dort mit ihm laufen gehen. Als ich los fuhr war ich noch relativ ruhig. Doch als ich immer näher an die erste Ampel kam, fing mein Herz an zu rasen. Als ich sah wie viele Autos an der Ampel auf dem "Heimweg" standen, war ich noch nervöser. Wie soll ich denn hier wieder schnell Heim kommen.
Erst mal in der Stadt drin, beschloss nicht gleich die erste Wendemöglichkeit zu nutzen. Jetzt war ich schon mal so weit. Ich wollte zur Bank, die nicht weit weg war und sozusagen bei meine "zweite Wendemöglichkeit" lag. Beim aussteigen zitterten mir die Knie. Etwas hektisch ging ich also in die Bank. Beim los fahren wurde meinem Körper wohl endgültig bewusst wo wir sind. Mein Herz raste und mein Bauch machte sich bemerkbar. Mein Atem ging immer schneller. Ich war heilfroh, als ich endlich wieder an der Ampel vorbei und aus der Stadt heraus war.
Trotz dem ganzen Stress war ich froh. Ich hatte es geschafft. Jetzt konnte ich mit unserem Hund die Sonne genießen und eine Runde laufen gehen.
Mittags gab ich meiner Cousine Nachhilfe und war eigentlich richtig gut drauf. Einzig mein Heuschnupfen machte mir etwas zu schaffen. Mir lief an einer Tour die Nase und mein Kreislauf war etwas angeschlagen. Ich beschloss aber trotzdem am Abend zum Training zu gehen.
Ich nahm meine Freundin mit. Im Training war der Heuschnupfen nicht viel besser. Anscheinend wurde der Rasen vorher frisch gemäht. Nach dem Warmmachen merkte ich schon wie es mir immer schlechter ging. Mir war so schwindelig und auch leicht übel. Ich setzte mich an den Rand und trank etwas. Doch es wurde nicht besser. So langsam bekam ich richtig Panik. Im Normalfall wäre ich einfach Heim gefahren. Allerdings hatte ich ja meine Freundin dabei, die nicht abgeholt werden konnte und wir waren auch nicht auf unserem Sportplatz. Der Platz lag irgendwo im Wald und der Weg dahin war ein steiler schmaler Weg nach unten. Ich traute mir es in diesem Moment einfach nicht zu dort alleine wieder hoch zu fahren. Ich fühlte mich wie eingesperrt. Erst einmal rief ich meine Eltern an. Die meinten, wenn es nicht geht soll ich Heim kommen und meine Schwester holt später meine Freundin ab. Doch das wollte ich ja auch nicht, ich wollte nicht wieder versagen. Nicht jetzt nachdem ich das alles erreicht habe. Ich erinnerte mich daran das meine Therapeutein meinte, ich muss auch lernen mit Übelkeit etwas auszuhalten. Noch 45 Minuten waren aber eine sehr lange Zeit. Mir wurde immer schlechter, weil ich mich selbst ja auch so verrückt machte. Also rief ich meinen Freund an, den ich auf dem Rückweg ja auch noch abholen sollte. Er versuchte mich zu beruhigen, aber etwas machen konnte er ja jetzt auch nicht. Ich wollte es unbedingt versuchen. Also versuchte ich mich zu beruhigen. Mittlerweile waren es ja nur noch 30 Minuten. Die anderen machten noch ein Spielchen. Ich schaute ihnen zu und versuchte mich abzulenken. Immer wieder merkte ich, dass ich kurz vorm durchdrehen war. Die Zeit ging einfach nicht rum, aber ich wollte es unbedingt. Die letzten 10 Minuten waren gefühlte Stunden für mich. Ich habe es aber ausgehalten.
Schnell lud ich meine Freundin ins Auto und fuhr los. Etwas irritiert merkte sie wie ich immer wieder in "Schnappatmung" verfalle. Die 4 Minuten-Fahrt bis zu meinem Freund habe ich dann aber auch noch überstanden. Er fuhr uns dann nach Hause und ich merkte ich wie ich endlich entspannte.
Bis ich zu Hause war, war von Übelkeit schon keine Rede mehr. Mein Kreislauf hatte sich beruhigt.
Vor ein paar Wochen hätte ich das nicht durchgestanden, ich wäre Heim gefahren oder schlimmer noch hätte mich abholen lassen. Selbst wenn ich es geschafft hätte, hätte ich es wahrscheinlich auch wieder nur als Scheitern gesehen. Doch diesmal nicht. Im Gegenteil ich war stolz auf mich, dass ich mich durchgebissen habe. Für andere wäre es vielleicht einfach nur ein schwacher Kreislauf gewesen und nach einem Schluck Wasser , ein paar Minuten Ruhe, hätten sie auch schon wieder weiter machen können. Für mich war es wiedermal eine Kettenreaktion. Mein Kreislauf -> Übelkeit -> Panik -> Übelkeit wegen Panik -> Noch mehr Panik weil ich nicht mehr Heim komme mit Übelkeit -> Noch mehr Übelkeit wegen noch mehr Panik ... und so weiter. Damit muss ich lernen umzugehen, was mir noch aber sehr schwer fällt. Aber ich denke ich bin auf einem guten Weg.
Prima! Es ist schön zu sehen, dass du selbst auch deinen Fortschritt erkennst. Daran musst du festhalten und darauf aufbauen. Hab vertrauen in dich und alles wird gut! !!!
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