Donnerstag, 26. Juni 2014

Manchmal hat man, ohne etwas getan zu haben, schon keine Kraft mehr.

Am Dienstag wollte ich ja noch mal eine Übungsfahrt Richtung Weiher machen.
Da die Fahrt bis an den Weiher eher ruhig war, wollte ich also das kleine Stück zum nächsten Ort noch mal fahren. Anfangs dachte ich, ich fahre einfach in die erste Straße und wende wieder. Doch mein Ehrgeiz war gepackt. Ich wollte es noch mal zur Bäckerei am Ende des Ortes schaffen.
Ich atmete etwas schwer und musste auch wieder an einer Tour gähnen (auch ein Zeichen für meine Angst, mein Körper schreit nach Luft). Ruhig fuhr ich weiter. Als ich nicht direkt einen Parkplatz bekam, wurde ich leicht hektisch. Solch kleinen Dinge verunsichern mich dann wieder total. Als ich geparkt hatte ging ich hinein. Doch was wollte ich hier eigentlich. In einer Bäckerei gibt es nichts, was ich essen kann. In der Auslage lachten mich die Amerikaner an, ich kann sie zwar nicht essen, aber ich konnte ja meiner Schwester einen mitbringen. Ich schrieb noch schnell meiner Mama ob wir ein Brot brauchten. Doch sie antwortete nicht direkt. Ich musste sowieso noch warten bis ich dran war. Ich beschloss einfach ein Brot mitzubringen, sozusagen als Trophäe :D.
Der Heimweg war ruhiger, wie beim letzten Mal. Ich glaube ich gewöhne mich langsam an die Strecke. Zu hause legte ich nur kurz die Sachen ab und fuhr zu meiner Oma, die im Nachbarort wohnte. Ich bin immer froh, wenn ich so lange wie möglich unterwegs bin. Dann kann ich wenigstens nicht zu hause sitzen und mir Gedanken darüber machen, in welcher blöder Situation ich eigentlich gerade bin.
Als ich zu hause war, rief mich meine Mama an. Wir könnten um halb 5 die Wohnung meiner Schwester ausmessen, ob ich mit wollte. Klar wollte ich mit, aber ich sollte an den Weiher kommen, damit sie nicht noch mal Heim kommen muss. Außerdem hatte ich beim letzten mal solche Panik bekommen, wollte ich ihnen und mir das noch einmal antun. Wenn ich aber nicht gehe, dann ja nur wegen meiner Angst. Die Gefahr, dass ich die Wohnung dann die ganze Zeit mit der Panik vom letzten mal verbinde, wollte ich ja auch nicht eingehen. Also beschloss ich mitzufahren.
Schnell duschen und dann also wieder ins Auto. Zwei Mal an einem Tag an den Weiher zu fahren, hatte ich bis jetzt auch noch nicht. Die Fahrt zum Weiher war aber nicht das Problem. Ich hatte mehr Angst mit Mama dann weiter in die Wohnung zu fahren. In ihrem Auto fing ich dann heftig an zu Atmen. Ich musste mich beruhigen. Wir fuhren einen Umweg, weil Mama schauen wollte, wie man zur Wohnung kommen kann. Das beruhigte mich nur wenig, aber ich wollte es mir auch nicht zu sehr anmerken lassen. Ich wollte ihnen ja nicht schon wieder alles schlecht machen.
Als wir endlich in der Wohnung waren, war es auch ok. Ich war immer mal wieder unruhig und fühlte mich unwohl, aber ich konnte es aushalten. Nach der Besichtigung musste ich mit Mama noch einkaufen. Davon war ich auch nicht sonderlich begeistert, weil ich am liebsten heim wollte, aber auch das habe ich geschafft. Sie setzte mich am Weiher wieder ab und ich fuhr heim.
Das war schon sehr viel für einen Tag, gegen Ende merkte ich auch das meine Kräfte langsam immer weniger wurden, aber sie haben noch gereicht :)

Gestern Vormittag wollte ich mit einer Freundin zum quatschen treffen. Sie bestand darauf, dass ich komme. Sie wollte mich mal wieder aus dem Haus locken. Mir war es nicht ganz recht, da sie in der nächsten kleinen Stadt wohnt, die ich zur Zeit etwas meide. Es ist nicht weit (etwa 10 min Fahrt) aber aus irgendeinem Grund macht mir das mehr aus, als die längere Fahrt an den Weiher. Möglichweise hängt es an der Ampel vor der Stadt. Trotzdem ließ ich mich überreden und machte mich um 11 auf den Weg. Ich war ziemlich nervös als ich unterwegs war. An der Ampel musste ich mich auch überwinden nicht wieder rum zu drehen. Doch ich fuhr weiter. Meine Freundin wohnt relativ am Anfang der Stadt, so musste ich nicht durch die ganze Innenstadt fahren. Als ich bei ihr ankam war ich schon etwas entspannter. Es war schön sie endlich wieder zu sehen. Durch meine Angst bin ich ja doch oft eingeschränkt etwas zu unternehmen. Während dem erzählen wurde mir zwar öfters mal etwas komisch und ich wollte Heime, aber ich blieb. Das um 13 Uhr gleich die ganze Stadt voll mit Schulbusse und Eltern die ihre Kinder abholen ist, verunsicherte mich etwas. Es würde sich wieder ewig lange an der Ampel stauen. Mir fällt es zu dieser Zeit einfach schwerer. Doch wir erzählten noch bis um 14 Uhr. Dann erst fuhr ich nach Hause und die Schulbusse waren schon lange weg.
Ich hatte es also mal wieder in die doofe Stadt geschafft und vorallem konnte ich mal wieder mit meiner Freundin erzählen. Das fehlt mir alles doch sehr. Wenn man meistens alleine zu hause sitzt ist das eine sehr schöne Abwechslung.
Am Mittag fuhr ich zu meinem Freund. Wir sammelten einen Eimer voll Kirschen und ich wollte noch warten bis er ins Training ging. Also aß ich ein paar Pommes und ein wenig Hähnchen bei ihnen mit. Ich esse nicht gerne mit, weil ich mir nie sicher bin, ob nicht etwas dabei ist, was ich nicht vertrage. Deshalb war mir nach dem Essen auch nicht so gut. Alleine wenn ich daran denke, da könnte etwas dabei gewesen sein, wird mir schon übel. Ich hielt es aber noch etwas aus, bis ich dann nach Hause fuhr. Mein Freund musste dann sowieso los. Zu hause hatte ich dann noch etwas Zoff mit meinen Eltern, weil ich nichts für meine Prüfung nächste Woche lerne. Sie sagen ich hätte ja alle Zeit der Welt gehabt. Das stimmt ja auch irgendwie. Aber ich schaffe es einfach nicht mich an hinzusetzten und zu lernen. Ich konzentriere mich momentan so darauf wieder mehr unterwegs zu sein und irgendwie bekomme ich das nicht beiden auf die Reihe. Außerdem weiß ich gar nicht wie ich das lernen soll. Ich habe nie eine Vorlesung dazu gehört und soll mir jetzt alles selbst beibringen. Das kann ja nicht gut gehen. Vielleicht lernen wir heute mal etwas.

Heute morgen ging der Streit eigentlich weiter. Mein Papa fing schon wieder damit an, dass ich besser in eine Klinik gehen soll. Er meinte, dass er bis jetzt noch niemand gehört hatte, der das so hinbekommen hat. Alle schwärmen nur von den Kliniken. Er hat es vielleicht nicht so gemeint, aber ich fing dann an zu zweifeln. Jetzt ging das in letzter Zeit so gut und ich hatte solch eine Hoffnung, dass ich das so in den Griff bekomme, aber was wenn er Recht hat. Ist das vielleicht der falsche Weg. Bringt mir das Üben zum Schluss gar nichts und ich werde so mein Ziel sowieso nicht erreichen. Für mich war das ganz schlimm. Ich habe das Gefühl meine Hoffnung ist geplatzt. Ich kann das wohl doch nicht alleine in den Griff bekommen. Eine Klinik ist für mich aber nicht möglich. Ich kann mir nicht vorstellen eine so lange Zeit zu hause Weg zu sein. Selbst das Übernachten bei meinem Freund ist für mich schon der Horror und da bin ich eine Nacht, keine 10 Minuten von zu hause weg und mit meinem Freund. Und da wäre ich vielleicht 6 Wochen, über eine Stunde weg und ohne jemand den ich kenne. Wenn mir da nicht gut ist, kann ich nicht mal kurz nach Hause und mich mal einen Tag ausruhen. Wenn mir schlecht ist, beruhigt mich da nicht, dann bin ich weit weg von zu hause. Ich fühle mich schon zu hause einsam wenn mein Freund nicht da ist, wie soll ich es da 6 Wochen weiter weg aushalten. Das ist für mich einfach nicht möglich. Das traue ich mir nicht zu.

Also gibt es für mich momentan gar kein Weg da raus ? Sitz ich wirklich noch die nächsten 5 Jahr zu hause und komme nicht raus? Ist das die Folge wenn ich da nicht hingehe. Ich könnte mich heute morgen einfach nur ins Bett legen und heulen. Ich habe gar kein Anreiz heute etwas zu machen.
Ich soll später meinem Freund noch etwas helfen, danach wollten wir lernen und heute Abend spielt ja die Nationalmannschaft, aber irgendwie ist mir die Laune darauf vergangen. Manchmal hat man ohne etwas getan zu haben, schon keine Kraft mehr. So fühle ich mich heute.

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