Das letzte mal habe ich ja noch erzählt, dass ich auf dem Dorffest bei meinem Freund in Der Bar Dienst hatte. Sonntags waren wir dann auch noch mal von zwölf bis halb sieben auf diesem Fest.
Normal gehe ich ungern irgendwo hin, wenn mein Freund etwas getrunken hat. Ich habe dann immer Angst er könne mich in einem Notfall nicht nach Hause fahren. Aber an die Fahrt von ihm zu mir nach Hause habe ich mich mittlerweile recht gut gewöhnt. Ich fahre sie schon fast Angstfrei. Nur noch wenn es mir grad gar nicht gut geht oder etwas anderes schlimmeres ist, merke ich auf der Fahrt die Angst hochsteigen.
Am Montag fuhr mich meine Mama am Nachmittag zur Psychologin. Da ich ja zwei Wochen nicht mehr war, dachte ich eigentlich die Fahrt wird wieder schlimmer. Aber eigentlich war es kein großes Problem. Wir redeten über die FH, wo ich bald wieder hin soll. Der Weg dorthin führt auch an dem Weiher vorbei, an dem ich schon war. Ich sollte also weiter daran arbeiten, in diese Richtung zu fahren.
Am Abend schauten wir dann noch im Sportheim bei meinem Freund das WM Spiel der Deutschen. Ich wollte danach bei ihm übernachten und dort dann nach dem Spiel noch etwas essen. Doch wir saßen ewig im Spotheim und warteten auf seine Pizza die erst einige Zeit nach dem Spiel erst ankam. Dem entsprechend hungrig war ich dann auch, als wir endlich nach Hause gingen.
Wenn ich Hunger habe werde ich leicht aggressiv und bekomme auch schneller Panik. Daher motze ich während dem kochen auch wirklich an allem herum und war froh als ich gegessen hatte. Mein Freund kennt das eigentlich schon und war auch sehr ruhig. Ich glaube er war einfach froh das wir mal wider bei ihnen übernachten. Ich schlief zwar etwas unruhig, aber es war nicht weiter schlimm. Vor dem schlafen merke ich schon, dass ich mir viele Gedanken mache. Ich darf dann die aufsteigende Panik nicht weiter beachten, was nicht immer einfach für mich ist. Aber für ihn habe ich es durchgezogen.
Am nächsten Tag schickte mir meine Mama eine SMS ich soll doch bitte Brot holen in dem Ort der hinter dem Weiher liegt. Sie lässt sich gerne Sachen einfallen, dass ich meine Übungsfahrten ja durchziehe. Ich schmunzelte noch etwas darüber, weil ich nicht mal ansatzweise daran glaubte,dass ich es soweit überhaupt schaffe. Doch ich wollte es versuchen und fuhr von meinem Freund aus direkt an den Weiher, was Streckenmäßig eigentlich das selbe ist wie von mir aus. Das nächste Dorf war eigentlich nicht solo weit weg, aber die Strecke durch den Wald zieht sich etwas und wenn man sowieso Angst hat, kommt einem alles viel weiter vor. Die Fahrt zum Weiher war noch ok, ich machte mir nicht so viele Gedanken. Ich dachte auch nicht, dass ich noch weiter fahre. Aber irgendwie war ich dann dort und wollte es schon versuchen. Ich fuhr einfach weiter. Mein Kopf dachte zwar "oh nein falsche Entscheidung", aber meine Füß stand weiter auf dem Gas. Immer wieder war ich kurz davor umzudrehen. Aber ich wollte doch sagen können. Ich habe geschafft und hier ist euer Brot. Um zur Bäckerei zu kommen muss man durch den kompletten Ort fahren. Auf dem Parkplatz musste ich erst einmal tief durchatmen. Direkt bin ich hinein und musste erst einmal warten. Das ist das aller schlimmste. Wenn ich an der Kasse oder sonstwo warten muss, bekomme ich direkt Panik. Ich weiß nicht warum, aber damit kann ich dann einfach nicht umgehen. Na gut jetzt war ich aber so weit gekommen, jetzt wollte ich ja nicht ohne Brot heim kommen. Also wartete ich. Wenn ich dann erst mal bestelle, dann bin ich für einen Moment ganz ruhig. Es ist nicht so das ich dann starr vor Angst bin, nein, ich habe da keine Probleme mit der Bedienung zu reden. Ich glaube auch nicht, dass mir meine Angst in dem Moment anmerkt. Höchstens an meinen Händen die ich dabei immer wieder reibe um mich zu beruhigen. Mit dem Brot auf dem Beifahrersitz fuhr ich dann nach Hause. Ich dachte eigentlich, die Heimfahrt wird total einfach, weil ich dann ja glücklich bin. Aber ich war noch angespannt, bin ich nur noch einen Ort von Zuhause weg war.
Das war eigentlich der erfolgreichste Tag bis jetzt. Der Rest der Woche war ich nicht so viel unterwegs.
Mittwochs war ich mit meinem Freund noch mal kurz in der Stadt (30min Fahrt) um bei H&M Hosen zu kaufen. Was mittlerweile nicht so schlimm für mich ist. Wenn jemand dabei ist, bin ich da ziemlich entspannt. Natürlich werd ich zwischenzeitlich immer mal wieder unruhig, kann mich aber recht schnell wieder entspannen. Wenn ich alleine bin, klappt das leider nicht so schnell. Zuhause mussten wir dann noch eine Hausarbeit für die FH vorbeireiten.
Donnerstags war ja Feiertag. Da gab es ein Grillfest vom Verein aus. Um 11 fing es eigentlich an. Also musste ich mich am Morgen etwas beeilen. Zum Glück hatte meine Mama die Salate schon gemacht, sonst wäre ich wohl wie immer viel zu spät gewesen. So kam ich relativ entspannt um kurz vor 12, wie ausgemacht, bei meinem Freund an. An dem Tag war mir nicht so gut, vielleicht auch einfach weil ich etwas verschlafen und so spät gefrühstückt hatte. Daher konnte ich erst einige Zeit später auch etwas zu Mittag essen. Es war eigentlich ganz schön an dem Tag, ich musste mich zwar immer mal wieder überwinden nicht nach Hause zu gehen. Ich quatschte mit anderen aus dem Verein. Erst gegen sechs sind wir dann nach Hause. Ich hatte am Morgen nicht gedacht, dass ich so lange aushalte. Ich habe mein Freund bei sich abgesetzt und dann noch zwei Freunde von ihm heim gefahren, die im Nachbarort wohnen. Als mein Freund weg war, wurde ich plötzlich leicht panisch, dass ich die zwei jetzt heim fahren sollte. Ich dachte, was mach ich wenn ich das jetzt nicht schaffe. Ich wollte mir ja vor den beiden nichts anmerken lassen. Aber ich war wirklich etwas überrascht, dass mir das so schwer gefallen ist. Es ging ja dann auch alles gut und war eigentlich kein Problem, aber ein wenig Überwindung brauchte ich dazu schon.
Freitags haben mein Freund und ich noch die Hausarbeit ins reine geschrieben. Da sie am Montag bis 8:15 abgegeben werden musste, wollte mein Freund schon gleich hinfahren und sie abgeben. So musste er am Montag nicht so früh raus. Also fuhren wir noch an die FH. Ich war schon eine Zeit lang nicht mehr dort. Aber ich wusste, das es eine gute Übung sein wird, mit zu fahren. Als wir dann im zweiten Stock ankamen, war der Raum in dem wir es abgeben müssen abgesperrt. Das Büro der zuständigen Profs stand aber offen. Ich dachte mit, ich gebe es ihm persönlich ab, so kann ich noch auch gleich mal vorstellen. Ich habe mit dem Prof schon einige Male per Mail geschrieben, weil ich zu den Pflichtveranstaltungen, der Hausübung, nie kommen konnte. Also stand ich da in seinem Büro und ich war überrascht wie freundlich er war. Er fragte mich wie es mir geht und wie ich daran arbeite. Aber ich komme mir irgendwie immer komisch vor wenn ich jemand davon erzähle. Ich meine, ich hab Angst zu weit von Zuhause weg zu sein, weil ich vielleicht nicht mehr heim kommen könnte, oder mir übel werden könnte. Bisschen bescheuert ist das ja auch schon, wenn man sich das so neutral überlegt. Mir ging es in dem Moment ganz gut, ich war natürlich unruhig und wollte so schnell wie möglich nach Hause, aber mir ging es schon schlechter. Ich war ganz froh mal mit ihm persönlich zu reden. So konnte er sehen, das es nicht nur Müll ist, was ich ihm geschrieben habe, sondern das ich wirklich Angst habe. Ich komme mir oft so vor, als würde mir das keiner glauben oder denken, so schlimm kann das ja nicht sein. Hätte mir das jemand vor ein paar Jahren erzählt, hätte ich ihm dann geglaubt? Ich hätte wahrscheinlich gedacht der übertreibt ein wenig. Ich hätte nie damit gerechnet, dass das einen so extrem einschränkt und kontrolliert. Ich glaube das kann man sich erst richtig vorstellen, wenn man selbst betroffen ist. Ich glaub selbst die, die mir sehr nah sind, haben gar keine genau Vorstellung davon wie schlimm das für einen selbst ist. Man hat das Gefühl man ist selbst so machtlos. Ich kann Sprüche wie, "ach stell dich nicht so an, so schlimm ist das doch nicht" ja gut verstehen (so etwas hätte ich vielleicht auch gesagt). Doch genau das geht in manchen Momenten nicht mehr, man kann manchmal nicht dagegen tun. Man will sich ja beruhigen, man will ja irgendwo hinfahren, aber es geht nicht. Da ist etwas das dich zu Boden zieht und sagt, nein du nicht.
Und das eigentlich immer, es kostet so enorm viel Kraft, selbst die kleinsten Dinge zu erledigen. Und nur weil man es gemacht hat, heißt es nicht, das man kurz darauf den nächsten Schritt schon gehen kann. Oder weil es einmal geklappt hat, das es das nächste mal schon kein Problem mehr ist.
Man brauch immer wieder neue Kraft um mal kurz zum Bäcker im nächsten Ort zu fahren oder zum shoppen in eine große Stadt. An manchen Tagen hat man vielleicht nicht so viel Kraft, da sitzt man dann zuhause. Ich glaube einfach das es sehr schwer einzuschätzen ist für andere, wie es einem dabei geht.
Mein Wochenende war auch eher Kraftsparend :). Am Samstag habe ich Bilder mit meiner Schwester gemacht. Das macht mir immer wieder so viel Spaß. Ich liebe das Fotografieren mittlerweile total. Ich glaube, dass brauche ich auch ab und an als Ausgleich zu meinen stressigen Übungsfahrten. Abends habe ich mit meinen Eltern das Deutschlandspiel geschaut, da mein Freund auf einem Konzert war.
Am Sonntag haben wir dann fast den ganzen Tag in Garten die alten Stühle und den Tisch gestrichen. Die Sachen nimmt meine Schwester nächste Woche mit wenn sie auszieht. Ja die kleine Schwester zieht noch vor der großen aus. Tja als ewiger Student ohne Einkommen, weil arbeiten ja leider zur Zeit nicht drin ist, mit Studentenfreund der zwar arbeitet, aber für zwei leider auch nicht reicht, ist ausziehen momentan nicht möglich. Wenn ich es dann mal endlich alleine bis in die Stadt geschafft habe, kann ich ja dann wenigstens meine Schwester besuchen.
Gestern war ich dann noch einmal bei meiner Psychologin. Wir haben viel über die FH geredet. Ich glaube ich verbinde nicht viel schönes mit dieser Hochschule. Sie ist nun mal die Schule wo ich hin bin, weil ich mein BA Studiumm aufgeben musste. Die FH wo ich Panik bekommen habe, wenn ich in Vorlesungen saß. Ich hatte auch nie richtige Freunde dort gefunden. Ich war ja nicht so oft da und die mit denen ich Kontakt hatte, haben schon fast alle wieder aufgehört. Möglicherweise verbinde ich zu viel schlechtes damit, wodurch es nicht einfacher wird, wieder hin zu gehen. Aber ich komme ja auch nicht in den nächsten Supermarkt und der hat mir ja auch nichts getan :)
Nach dem Termin stand ich dann vor der Wahl, will ich gleich nach Hause oder will ich noch mit in die neue Wohnung meiner Schwester. Ich habe die Wohnung noch nicht gesehen, also blieb ich. Das bedeute aber leider eine Stunde warten, bis der Vormietdf zuhause war. Wir holten meine Schwester ab, die im Krankenhaus arbeitete. Da meine Mama zu Toilette musste liefen wir noch durchs Krankenhaus. Ich hasse Krankenhäuser. Darin bekomme ich erstreckt Panik. Da sind so viele kranke Menschen, die mich mit etwas anstecken könnten. Möglicherweise hat jemand Magen Darm Virus oder etwas in der Art. Da wir ja noch so lange Zeit hatten liefen wir also noch darin herum, weil meine Mama es interessant fand. Für mich war es aber der reinste Horror. Mir wurde so übel und ich geriet in Panik. Als wir endlich draußen waren, konnte ich mich gar nicht beruhigen. Ich wollte nur noch nach Hause ich hatte solche Panik. Meine Mama meinte ich könne mit ihrem Auto heim fahren, aber das war für mich nicht möglich. Ich konnte jetzt nicht alleine aus der Stadt nach Hause fahren. Also ging ich mit. Wir liefen zu der Wohnung, die nicht so weit weg lag. Ich konnte mir gar nicht mehr richtig beruhigen. Ich wusste ja, dass die beiden unbedingt heute diese Wohnung messen müssen und nicht mich jetzt heim fahren können. Ich lief heulend durch die Stadt und merkte, wie sehr ihr meine Mama und meine Schwester damit das ganze ruinierte. Ich kann ja verstehen, dass sie in dem Moment genervt da von sind. Ich meine wenn ich irgendwo hin wolltei und plötzlich heult da jemand rum er will heim, wäre ich wohl auch genervt. Doch so Situationen sind ganz schlimm Für mich. Da stehe ich mitten in der Stadt, mir ist total übel und schwindelig, dein ganzer Körper zitterten und wehrt sich dagegen hier zu sein. Alles in dir schreit Panik und will nach Hause. Doch du merkst auch gleichzeitig wie sehr du damit die Menschen die du liebst zur Weisglut bringst. Was es für mich ja noch viel schlimmer macht. Und du kannst nichts dagegen tun. Erst nach längerer Zeit habe ich mich etwas beruhigt. Ich wollte immer noch heim und mir war übel, aber ich hatte aufgehört zu heulen und konnte meine Unsicherheit mit summend Sprüchen überdecken. Da wir immernoch zu früh waren, saßen wir in einer parallel Straße und warteten noch etwas. Als wir endlich an der Wohnung waren, hängte da ein Zettel, das der Vormieter den Termin leider nicht wahrnehmen kann. Na super, eine Stunde warten, eine abartige Panik und das alles für nichts. Kein Wohnung messen und ich hatte die Wohnung immer noch nicht gesehen. Ich war aber froh das wir endlich nach Hause führen konnten. Ich fuhr mit meiner Schwester, da Mama noch einkaufen wollte. Auf dem Weg lag ein MediaMarkt und meine Schwester wollte noch ein Radiowecker, also meinte ich können wir gerne noch danach schauen gehen. Ich wollte ihr zeigen, dass es wieder ok ist. Ich weiß wie sehr sie oft darunter leidet, dass ich oft alles kaputt mache mit meiner Panik. Zur Zeit ist sie die große Schwester und muss mir immer helfen. Mir ging es ja auch schon wieder besser und ich wusste ja, das wir jetzt gleich Heim fahren. Lange brauchten wir ja nicht. Sie setzte mich dann am Weiher ab, dort hatte ich am Mitttag mit Mama mein Auto hingestellt, falls ich früher heim wollte, musste sie so nicht ganz nach Hause fahren. Ich fuhr noch bei meinen Freund vorbei und holte den ab. Ich wollte es auch irgendwie meinem Körper beweisen, das ich bestimme, wann wir nach Hause fahren. Hört sich vielleicht komisch an, aber manchmal habe ich das Gefühl, jetzt erst recht.
Heute will ich noch mal eine Übungsfahrten machen. Diesmal aber ohne festes Ziel. Ich fahre einfach mal Richtung Weiher, mal schauen ob ich da schon umdrehe oder es noch ein kleines Stücke schaffe. Ohne Druck und ohne Ziel und hoffentlich auch ohne zu viel Angst. Ganz ohne geht es sowieso nie. Die Angst gehört jetzt einfach dazu. Sie ist immer an meiner Seite, was auch viele nicht verstehen können. Wenn ich zum Beispiel sage, in den nächsten Ort schaffe ich es schon ohne Angst, meine ich natürlich nicht wirklich so, vielleicht sollte ich bessert sagen, bis in den nächsten Ort schaffe ich es schon ganz gut meine Angst zu kontrollieren. Den so ganz ohne geht es wohl nie.
Ich habe jetzt sehr viel geschrieben, wenn jemand immernoch ließt, bin ich sehr froh.
Vielleicht ist jetzt noch mal klarer geworden, wie man sich mit der Angst fühlt. Das nichts einfach ist. Das alles seine Kraft benötigt. Auch wenn mich dann jemand unter Druck setzt und Sachen sagt wie, ach quatsch wir brauchen nicht umzudrehen, das ist doch nur deine Angst, ist das nicht wirklich hilfreich. Natürlich kann ich mich bis zu einem bestimmten Punkt zusammenreißen und beruhigen, aber der Punkt ist auch schnell überschritten.
So jetzt genug. Es war gut das alles mal von der Seele zu schreiben. Ich glaube es ist auch gut, wenn ich nicht nur schreibe was ich getan habe, sondern auch was in mir vor geht und wie ich denke dass man "uns" helfen kann. Oder ?
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